Abschied, Wiedersehen und neue Pläne

Mittlerweile bin ich seit zehn Tagen wieder zu Hause in Deutschland. Hier geniesse ich den wunderbar goldenen Herbst und verbringe viel Zeit draussen. Ausserdem ist es so schön, all die lieben Menschen wieder zu sehen.

Aber bis es soweit war, war einiges los.

Wie ich mich bezüglich der Frage „Winter- oder Sommerklamotten einpacken?“ entschieden habe? Lange Geschichte…

So lieb ich Island auch gewonnen habe, und auch wenn es zur zweiten Heimat für mich geworden ist, hatte ich dennoch immer den Wunsch, noch was von der Welt sehen zu wollen. Speziell Zentral- und Südamerika.

Schlussendlich habe ich mich für einen Kompromiss entschieden. Meinen Islandaufenthalt habe ich verlängert bis Mitte/Ende Oktober. Und im Anschluss soll’s noch mal in die Welt hinaus gehen.

Der Abschied aus Island, war wie zu erwarten sehr schwer und entsprechend tränenreich. Mit verquollenen Augen sass ich im Flieger und wollte eigentlich nur zurück.

Doch auch das hat sich mittlerweile gelegt.

„Meinem“ Fohlen geht’s wunderbar. Sie trinkt ganz fleissig und wächst und wächst und wächst. Und dennoch habe ich sie ganz schweren Herzens zurück gelassen. Auch der Abschied von den anderen Pferden ist mir nicht leicht gefallen. Viele davon sind mir ganz arg ans Herz gewachsen. Aber bei denen ist es was anderes. Die sind „erwachsen“ und denen geht es gut. Die verbringen ihre Winterferien zusammen auf der Weide und haben’s schön. Und das ist absolut gut so.

Bei der kleinen ist das was anderes. Es geht mir nicht um „mein“ Vermissen und Abschied-nehmen. Es ist mehr Sorgen-machen. Klar, werden die anderen sich auch bestens um sie kümmern. Aber das sind alles Männer und die nehmen das hald oftmals lockerer.

Ich hab so viel Zeit und Energie in die kleine investiert und hab es unglaublich gern gemacht. Bis ich sie soweit hatte, dass sie überhaupt getrunken hat, hat Tage gedauert. Dann das richtige Pulver zu finden, die Dosierung, die ihr schmeckt… Und dann täglich vier bis fünf Mal Milchbar spielen. Das ganze Prozedere hab ich vier Wochen gemacht. Und ich würde es liebend gerne den ganzen Winter über tun. Denn dann wüsste ich, dass es ihr gut geht. Der Winter wird hart und es war bis kurz vor meiner Abreise noch nicht klar, ob sie raus kann. Generell ist es für die Fohlen das Beste aber bei ihr sprach vieles dagegen:

  1. sie kam sehr spät zur Welt und hatte nicht denn ganzen Sommer, um gross und stark zu werden.
  2. sie ist das erste Fohlen dieser Stute und deshalb besonders klein.
  3. sie hat keine Mama mehr.

Letztendlich haben wir gemeinsam eine tolle Lösung gefunden. Die drei bleiben den Winter über zusammen auf einer Weide, die an den Stall angeschlossen ist. Das Tor in den Stall kann man offen lassen. So können sie rein und raus, wie sie mögen.

Bei schlechtem Wetter werden die anderen Pferde ganz schön neidisch sein. 😉

Letzte Woche habe ich noch mal ne super schöne und erfreuliche Nachricht  mit Foto bekommen. Die Ziehmama lässt die kleine Maus nun auch trinken. Wie schön ist das denn bitte?!? Hab das Strahlen gar nicht mehr aus dem Gesicht bekommen.

 

Das war die eine Entscheidung. Dann blieb aber immer noch eine andere offen: „Was mache ich, wenn ich Island verlasse?“

Es war Mitte September, das Wetter in Island war eklig, es war Sonntag und ich hatte am frühen Abend ein wenig Zeit für mich. Und plötzlich ging alles ganz schnell. Ich hatte einen guten Lauf und plötzlich waren mein Ticket nach Deutschland und das nach Australien gebucht. Heim ging‘s am 17.10. und gute zwei Wochen später, am 2.11. weiter nach Australien.

Ich hege schon lange den Wunsch, das Käsen zu lernen. Nicht in einer Grosskäserei, sondern eher auf einer Bio-Farm oder einer kleinen Käserei mit Nachhaltigkeitsansatz. Diese Farmen habe ich rund um Melbourne gefunden. Ganz viele habe ich angeschrieben, doch kaum Rückmeldung bekommen. Irgendwie logisch, denn ich bin nicht vor Ort. Und im Backpackerland Australien werden die höchstwahrscheinlich überhäuft mit solchen Anfragen. Man muss dazu einfach vor Ort sein und fragen. Für mich blieb dadurch aber leider die Ungewissheit. Finde ich solch einen Job? Soll ich das Risiko eingehen? Vergeude ich dort womöglich Zeit und Geld? Schliesslich war Australien nie eines der Länder auf meiner bucket list. Klar, konnte es trotzdem toll werden und den Job konnte ich womöglich bekommen. Ausserdem wohnen in dieser Gegend derzeit zwei Freunde, die ich gerne besuchen wollte. Es konnte ne super Zeit werden oder auch nicht. Diese Unentschlossenheit wurde in den letzten Wochen in Island stärker und stärker. Am einen Tag bin ich aufgewacht und sagte mir, „ich fliegt da runter (den Flug hab ich sowieso schon) und dann schau ich. Wenn‘s nix ist, kann ich immer wieder zurück oder weiter“ und am nächsten wiederum, „eigentlich will ich da doch gar nicht hin. Und nur wegen des Käses, was sowieso total unsicher ist?“. Obwohl mich mein Gefühl schon von Anfang an in die eine Richtung gezogen hat, grätschte mir  der Verstand immer wieder schön dazwischen. So ging das ne ganze Weile. Bis ich daheim war. Dann sagte ich mir, jetzt muss ich mich endgültig entscheiden. Und das hab ich. Ich hab mich hingesetzt und Käsereien hier in der Umgebung angeschrieben und besucht. Und schwubs hatte ich nen Job in ner kleinen start-up Käserei in Basel, 60% Arbeitspensum für zwei Monate. Genau das, was ich wollte. Genauso, wie ich es wollte. Das war ein Zeichen gegen Australien aber für den Käse. 🙂

Finde ich einen geeigneten Raum, werde ich möglicherweise zusätzlich meiner weiteren Leidenschaft nachgehen und Yogakurse anbieten.

Meinen Plan für die kommenden zwei Monate finde ich klasse: Käse, Yoga, Freunde, Familie und Weihnachten. Weiter möchte ich derzeit noch gar nicht planen.

Ab Januar werde ich irgendwohin in Richtung Zentral- oder Südamerika fliegen.

Doch bis dahin geniesse ich meinen neuen Job, Zeit mit Freunden und Familie und die Weihnachtszeit, die ich die letzten Jahre durch das Reisen doch schon einige Male verpasst habe. Und dabei liebe ich sie doch so.

Meine Entscheidung fühlt sich goldrichtig an. Manchmal muss man eben Umwege gehen um auf den richtigen Weg bzw. ans Ziel zu kommen. Mit einem verlorenen Ticket als „Umweg“ kann ich gut leben. 😉

 

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