Kolumbien – kunterbunte Naturschönheit und Lebensfreude pur

In den vergangenen beiden Wochen sollten wir endlich von der Kolumbianischen Sonne verwöhnt werden. Nach den unerwarteten eher kühlen Temperaturen im Landesinneren haben wir uns doch sehr nach ein bisschen Wärme und Sonne gesehnt. Die sollten wir bekommen, aber richtig.

Nach einer vierzehnstündigen Nachtbusfahrt von „Medellin“ nach „Cartagena“ sind wir ziemlich übermüdet aber froh angekommen. Dort wurden wir bereits am frühen Morgen mit einer Hitze empfangen, die wir so nicht erwartet hatten. Also hiess es, in die kurzen Sachen hüpfen und die prächtige Hafenstadt erkunden. Wirklich rausgeputzt haben Sie die Altstadt. Nicht umsonst findet man die hübschen und kunterbunten kolonialen auf einem Grossteil der Postkarten und Plakate. Natürlich waren wir nicht die einzigen Menschen, die diese Perle an der karibischen Küste bestaunen wollten. Sehr, sehr voll und verhältnismässig teuer ist es. Glücklicherweise hatten wir ein schönes Hostel in einer ruhigen Wohngegend, rund 10 Gehminuten von der Altstadt entfernt. Dort im Garten liess es sich gut abspannen, wenn der Trubel in  der Stadt zu viel wurde.

Die Reise sollte von nun an der Küste entlang gehen. Unser nächster Stopp war daher „Santa Marta“. Nach dem sehr touristischen „Cartagena“ hat uns das auf den ersten Blick nicht so hübsche, aber dennoch charmante und trublige „Santa Marta“ willkommen geheissen. Ich mochte Santa Marta wirklich gerne. Hier pulsiert das alltägliche Leben der Einheimischen. Zwar gibt’s keine Souvenir-Shops, dafür jede Menge Essensstände, Gemüse- und Obstmärkte und Fischerboote im Hafen. Die Promenade und der kleine Stadtstrand laden zum Bummeln ein und bieten am Abend ein Spektakel von Essensverkäufern, Sängern und Kunsthandwerk. Ein weiteres Highlight hier war das Hostel. Ein altes, koloniales Gebäude in der Altstadt mit grünem Innenhof, grosser offener Küche, bunten Fliesen und hohen Decken mit dunklen Holzbalken. Wie gern würde ich solch ein Häusschen in die Hosentasche packen und heim schmuggeln. 🙂

Unser nächstes Ziel galt ganz dem Motto „raus aus der Stadt, rein in die Natur“. Und das so richtig. Wir haben uns entschieden, ganz in den Osten, nach „Cabo de la Vela“ zu fahren. Um dorthin zu gelangen braucht man ein wenig Geduld, Zeit und man darf nicht zimperlig sein. Ein Direktbus ist Fehlanzeige. Stattdessen geht’s per Bus zunächst nach „Riohacha“, oder wie wir, mitten ins Nirgendwo an eine Kreuzung mit dem Namen „Cuatro Vias“, was so viel heisst, wie „vier Strassen“. Klasse! Doch auch hier haben wir recht schnell einen Sammeljeep mit Holzbänken auf der Ladefläche auftreiben können, der uns nach „Uribia“ mitnahm. Das sind in dieser Gegend die einzigen öffentlichen Verkehrsmittel. In „Uribia“ angekommen, hiess es nochmals in ein anderes, aber nicht weniger klappriges Gefährt umzusteigen. Und damit sind wir schlussendlich an unserem Ziel angekommen. „Cabo de la Vela“ ist einfach einzigartig und absolut nicht zu erwarten. Einsamkeit, Wüste, die bis zum Meer hin reicht, Hitze und ganz viel Wind. Entsprechend eine Kitesurf-Hochburg und perfekt zum Ausspannen. Auf der anderen Seite auch sehr arm und extrem trocken. Wasser ist hier extrem knapp und Gemüse- und Obstanbau unmöglich. Die Häuser bzw. Hütten bestehen aus Bambuszweigen, die in den Sand gebaut wurden und geschlafen wird in Hängematten. Gekocht wird ganz traditionell über dem Feuer. Genauso sah auch unsere Unterkunft aus und genauso haben wir gekocht. Die Dusche bestand aus einem Bretterverschlag und jeder hatte maximal einen Eimer Wasser pro Tag zur Verfügung. Haare waschen ist damit so gut wie unmöglich. Und genau diese Einfachheit hat mich so begeistert. Haben spontan noch verlängert und sind drei Tage dort geblieben. Aber nicht nur „Cabo de la Vela“ ist einzigartig. Alleine schon die Anreise ist ganz nach dem Motto „der Weg ist das Ziel“, eine Reise wert. Man startet im grünen, von Dschungel umgebenen „Santa Marta“ und kann beobachten, wie sich die Landschaft nach und nach beachtlich verändert. Die Bäume werden flacher und weniger üppig. Die Böden trockener und wo einst noch Kühe am Strassenrand grasten knabbern irgendwann die genügsamen Ziegen die letzten essbaren Zweige von den dürren Büschen. Die Dörfer werden kleiner und die gemauerten Häuser gehen über in einfache Bambushütten mit Strohdach, die von Kakteenzäunen eingezäunt sind. Aus grossen Bussen auf geteerten Strassen werden Jeeps, die bis zum Himmel hoch beladen über die holprigen Sandpisten brettern. Alleine das ist ein kleines Abenteuer. Doch auch hier konnten wir nicht ewig bleiben.

Zurück in der Zivilisation, haben wir uns für ein paar Tage Entspannung im kleinen Strandort „Palomino“ entschieden und gleich ein ganz hübsches Hostel mit grünem Garten, Hängematten und grosser Küche gefunden. Hier war’s schön, hier wollten wir zwei bis drei Tage bleiben. Was dann passierte, war der absolute Hammer. Deborah und ich spazieren durch das Dörfchen, als uns meine beiden lieben Ex-Arbeitskolleginnen Lisa und Bettina entgegen kommen. Ich wusste, dass sie derzeit auch in Kolumbien sind. Mehr aber auch nicht. Im ersten Moment hat’s keiner begriffen, die Augen haben die bekannten Gesichter wahrgenommen, das Gehirn konnte damit im ersten Moment aber absolut gar nichts anfangen. Nach drei Sekunden hat‘s dann bei allen geklingelt und die Freude war riesig. Aber es kommt noch besser!

Frage: „In welchen Hostel seid ihr (in Palomino gibt es gefühlt 50)?“

Antwort: „Im La Natura“.

Frage: „Ihr?“

Antwort: „Auch“

Frage: „In welchem Zimmer?“

Antwort: „Nummer 5“

Frage: „Ihr?“

Antwort: „Auch“

Wie kann das bitteschön sein??? Zufälle gibt es definitiv nicht. Wir sollten und begegnen. Verrücktes, schönes Leben! ❤

Die kommenden Tage haben wir zu viert verbracht. Aus zwei Nächten wurden drei und vier und mehr…

Deborah und ich haben den „Tayrona Nationalpark“ für einen Tag besucht. Es war super toll! Eine wunderschöne Mischung aus Dschungel, Strand und Berge. Wir dachten, ein Tag reicht, ausserdem waren die Unterkünfte im Park ein ganzes Stück teurer als draussen. Könnte ich noch mal entschieden, würde ich das Geld in die Hand nehmen und ein oder gar zwei Nächte drin übernachten und mehr wandern. Es lohnt sich auf jeden Fall. Deborah hatte sich am Abend zuvor den Magen verdorben (obwohl wir das gleiche gegessen haben). Entsprechend schlecht ging’s ihr auch noch den ganzen Tag im Nationalpark. Sie hat nur einen Teil der Wanderung mitgemacht. Auf den Berg nach „Pueblito“ bin ich alleine gekraxelt und hab sie in „Cabo“ am Strand auf dem Rückweg wider aufgesammelt.

Im Anschluss wollten wir direkt zusammen zurück nach „Santa Marta“ fahren und von dort aus am 5.3. nach Lima (Peru) fliegen. Hatten aber ziemliche Probleme beim Buchen der Flüge. Schlussendlich hatte sie ihren, ich meinen aber nicht. Und als ich ihn dann buchen konnte, war er schweineteuer. Also haben wir uns dazu entschieden, dass sie alleine fliegt und ich zwei Tage später nachkomme, als die Preise wieder akzeptabel waren.

Ja, und so hab ich die verbleibenden drei Tage schön und entspannt mit „Lisa“ genossen. Bettina war auf einer viertägigen Trekkingtour. Wir stellten uns die Frage, ob nochmal woanders hin, z.B. „Minca“ oder in „Palomino“ bleiben. Haben uns schlussendlich für zweites entschieden zum gefühlt hundertsten Mal verlängert. Auf die Aussage „dieses Mal ist es wirklich die letzte Nacht…“ kam mit einem Schmunzeln zurück „Ja ja, das sagt ihr schon seit einer Woche…“ 😛 Aber warum ändern, was einem gefällt. Also haben wir die Tage mit Yoga (ich hab einen tollen Pavillon am Strand entdeckt), langem Frühstück, Strand und leckerem Essen (vor allem viiiieeeel frisches, leckeres Obst) verbracht.

Dienstag sind wir am frühen Nachmittag zusammen zurück nach „Santa Marta“ gefahren und haben dort Bettina getroffen. Den letzten Abend haben wir mit Street Food (Arepas, Empanadas, Tamal etc.) und Sonnenuntergang an der Promenade verbracht, bevor es für mich hiess, Abschied vom schönen Kolumbien zu nehmen. Ein wenig wehmütig bin ich schon. So ganz ohne Erwartungen und null Vorbereitung bin ich hier angekommen und wollte mich überraschen lassen. Von einem neuen Land auf einem neuen Kontinent mit ganz anderer Kultur. Und ich sollte belohnt werden. Aber Peru birgt bestimmt auch viel Tolles. Und da freu ich mich nun drauf.

2 Kommentare zu „Kolumbien – kunterbunte Naturschönheit und Lebensfreude pur

  1. Wir werden voreinander lesen hast Du mir geschrieben. Danke das ich daran teilhaben konnte. Wahnsinn was Du da erlebst! Geniesse weiter. Alles Liebe Kitty

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